In den letzten drei Jahren hat die Börse zwei Crashs und zwei schnelle Erholungen erlebt. Anfang 2020 hat Corona den Dax von knapp 14.000 auf 9.000 Punkte rutschen lassen. Er verlor damit ein Drittel seines Werts in gut einem Monat. Doch die Verluste waren Ende des Jahres schon wieder ausgeglichen. Ein weiteres Jahr später erreichte der Index einen Rekordstand von 16.290 Punkten.
Dann erfolgte der Angriff Russlands auf die Ukraine. Damit fiel der Dax in mehreren Sprüngen von 15.300 Punkten auf 12.000 im Oktober 2022. Seitdem geht es – abgesehen von einem Zwischentief im Spätsommer und im Herbst 2023 – nur noch nach oben: Am 15. Mai hätte er fast die Rekordmarke von 19.000 geknackt.
Wie kann es sein, dass der Dax steigt und steigt, obwohl die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nur um schätzungsweise 0,3 Prozent wachsen wird? Das sind die wichtigsten Gründe:
Deutsche Firmen machen ihre Geschäfte weltweit
Rund 80 Prozent der Umsätze der Dax-Unternehmen werden im Ausland gemacht. Die großen Konzerne – von BASF über SAP bis hin zu Volkswagen – haben ihren Sitz zwar in Deutschland. Ihre Geschäfte aber machen sie weltweit, und koppeln sich dadurch ein Stück weit von der deutschen Konjunktur ab. Das erklärt, warum die Kurse auch in der Krise steigen. Weltweit dürfte das Wachstum in diesem Jahr bei etwa 3 Prozent liegen.
Das ist das Besondere am Dax
Aktienindizes werden gern Kursbarometer genannt, aber beim Dax stimmt das nur zur Hälfte. Denn er ist ein sogenannter Performance-Index: Er soll also zeigen, was Anlegerinnen und Anleger insgesamt an Aktien verdienen – und dazu gehört auch die Dividende. Auch sie haben viel zum Anstieg beigetragen. Hinzu kommt, dass der Dax keineswegs die Entwicklung aller 40 Mitgliedsunternehmen gleichermaßen abbildet. Einige Schwergewichte reichen, um ihn stark in Bewegung zu bringen. Aktuell sind das vor allem die Aktien von Allianz, Airbus, Siemens, SAP und Mercedes-Benz.
Die Zinspolitik der Zentralbanken – und die Psychologie
Die Börse schaut immer sehr stark auf die großen Zentralbanken, vor allem auf die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed. Aktuell bewegt sich die Inflation wieder nach unten. Daher geht man davon aus, dass die Zentralbanken auch die Zinsen senken werden. Das wiederum versetzt die Börsen in Euphorie: Denn wenn die Zinsen sinken, werden Aktien wieder attraktiver. Oder auch: Das Kapital folgt der Rendite. Die Kursentwicklung drückt also die Erwartung aus, dass die Zinsen sinken, die Konjunktur sich aufhellen - und die Rallye an den Börsen weiterlaufen wird. An der Börse wird also vor allem die Zukunft gehandelt, - und nicht die Gegenwart. Dies erklärt auch, warum wirtschaftliche Fundamentaldaten nicht immer mit Aktienkursen deckungsgleich sind. Wie eben aktuell beim Dax.
Der Dax ist nicht alles. Wie sieht es weltweit aus?
Wer schlau ist, legt nicht alle seine Eier in einen Korb, sondern in mehrere. Das gilt auch für die Geldanlage: Es ist sinnvoll, sein Geld weltweit in verschiedene Regionen, Länder und damit auch Firmen zu verteilen. Das kann man sehr gut durch die Anlage in Investmentfonds hinbekommen.
Eine Kennzahl von mehreren zur Bewertung von Aktien ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Es beschreibt die Relation des Börsenwertes zum Ertrag. Je niedriger es ist, desto günstiger sind generell die Aktien eines Unternehmens. Aktuell liegt das KGV des amerikanischen S&P 500 bei über 25, während man im langfristigen Durchschnitt nur rund das 16-fache des Gewinnes bezahlte. In Europa bewegen sich die KGVs derzeit auf dem Durchschnittsniveau, Schwellenländer liegen darunter. Die Unternehmensgewinne in Deutschland sind bisher stabiler als erwartet und die Aktien mancher Unternehmen gemessen daran noch günstig: Das KGV liegt bei rund 12.
Der Dow Jones, der berühmteste aller Aktienindizes, hat am 16. Mai eine magische Grenze übersprungen: Erstmal in seiner 140-jährigen Geschichte hat er mehr als 40.000 Punkte erreicht. Einer der Gründe war, dass die US-Inflation im April wieder leicht auf 3,4 Prozent zurückgegangen ist. Deutschland lag sie bei 2,2 Prozent. In Europa waren es 2,4.
Wovon hängt die weitere Entwicklung ab?
Langfristig bewegen sich die Märkte im Dreieck Konjunktur, Inflation und Zinsen. Wären wir bei „Wünsch dir was“ würde es so aussehen: Die Inflation sinkt weiter, der Motor in der Wirtschaft läuft wie geschmiert und die Zentralbanken leiten die Zinswende ein. Doch die Gefahr der Inflation bleibt. Dazu tragen unter anderem die hohen Tarifabschlüsse der Gewerkschaften bei. Darüber freuen sich natürlich die Arbeitnehmer. Andererseits legen viele Unternehmen die Personalkosten auf die Preise um, was dann wieder neue Tarifforderungen auslöst. Es geht hier also um die Lohn-Preis-Spirale, die natürlich auch die Zentralbanken im Blick haben. Fazit: Niemand kann in die Kristallkugel schauen. Nur eines ist ziemlich sicher: Auch wenn es an den Börsen immer wieder rauf und runter gehen wird – auf lange Sicht steigen die Kurse immer weiter nach oben.
Wie sieht es bei den Zinsen aus?
Die ersten Zinssenkungen sind erst einmal nicht in Aussicht. Wer sein Geld erst in absehbarer Zeit braucht, könnte sich die Zinsen im Festgeldbereich sichern. Denn sobald die Notenbanken die Zinsen senken werden, werden die Banken flugs nachziehen. Darüber würden sich dann wiederum die Käufer von Immobilien freuen. Denn obwohl wir gar keine historisch hohen Zinsen haben, so belasten sie dennoch die Kassen der privaten Haushalte und der Unternehmen.
Die Lage im Markt der Immobilien
Lange Zeit ging es bei den Preisen für Immobilien generell weiter und weiter nach oben. Doch der Anstieg der Zinsen hat dafür gesorgt, dass sich die Preise jetzt eher auf einem Plateau befinden. Wobei auch hier immer gilt: Die Lage, die Lage, die Lage bestimmt die Preise nach wie vor ganz stark mit. Und Wohnraum, besonders in den Städten, ist nach wie vor knapp. Das bedeutet: Die Mieten bewegen sich auch weiterhin nur nach oben.
Verkehrte Welt beim Gold
Nicht nur an den Aktienbörsen, sondern auch beim Gold gibt es seit Monaten immer neue Höchstnotierungen. Im März lag die Marke bei 2.000 Dollar je Feinunze, also 31,103 Gramm. Aktuell liegt sie bei 2.400 Dollar. Und es könnte sogar noch weiter nach oben gehen! Doch wie kann das sein? Denn eigentlich galt bislang immer die Regel: Bei hohen Zinsen sinkt der Goldpreis. Denn das glänzende Metall bringt keine Zinsen. Dazu hieß es immer: Ein starker Dollar sorgt dafür, dass der Preis für Gold schwächer wird. Umgekehrt natürlich auch. Doch der Dollar hat seit Anfang des Jahres aufgewertet. Und Gold wird trotzdem immer teurer. Der Grund: Für den hohen Anstieg sorgen vor allem die Zentralbanken der Schwellenländer. Während nämlich die Währungshüter der Industriestaaten bereits vor Jahrzehnten enorm hohe Goldreserven angehäuft haben, bauen die anderen Länder ihre Bestände gerade erst auf: Dazu gehört vor allem China, aber auch Indien, die Türkei oder die Vereinigten Arabischen Emirate.
Das hat zur Folge, dass die weltweite Nachfrage nach Gold sehr hoch ist. Im ersten Quartal lag sie laut World Gold Council bei 1.238 Tonnen. Das ist ein Plus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.